Nicht gerade stressfrei - Die Anreise
Um 6 Uhr morgens heißt es für mich Aufstehen. Das bin ich gar nicht mehr gewohnt, denn die Wochen davor hatte ich den Luxus meistens relativ lange zu schlafen. Aber diesen Morgen ist das nicht wirklich möglich, denn um kurz nach 7 Uhr fährt mein Zug Richtung Hamburg Hauptbahnhof ab.
Nach einer angenehmen Dusche gucke ich beim Chai-Latte trinken schon ganz gespannt auf mein Handy, ob mein Regionalzug zum Hauptbahnhof denn auch pünklich kommt. Und schon hier sind 20 Minuten Verspätung angekündigt - was bei 15 Minuten Umstiegszeit in den ICE nach Berlin nicht gerade ideal ist. Zwar wird die Verspätung in der App immer weniger, aber etwa 20 Minuten Verspätung sind es dann bei Ankunft in Hamburg dennoch geworden.
Glücklicherweise lässt mein Interrail-Ticket mich jederzeit schnell umbuchen, sodass ich einfach den nächsten Zug nach Berlin nehmen kann - 30 Minuten später. Das hilft mir zwar nicht, meinen Zug nach Warschau zu bekommen, denn auch in Berlin hätte ich mit meiner Wunsch-Verbindung nur 15 Minuten Umstiegszeit gehabt. Mein Unglück hat aber etwas glück mit sich gebracht: So habe ich in Berlin 1,5 Stunden Umstiegszeit - also genug um sogar eine kleine Runde durch die Umgebung am Berliner Hauptbahnhof zu laufen.
Aber nochmal zurück zum Hamburger Hauptbahnhof: Da ich so früh morgens nichts gegessen habe wird es nun Zeit für ein wenig Nahrungszufuhr. Also hole ich mir beim Edeka am Bahnhof eine Flasche Y-Food. 5€/Flasche ist ein wirklich verrückter Preis, aber was soll ich machen? Der vegane Choco Drink schmeckt wirklich ziemlich gut.
Beim Warten auf den Zug werde ich von jemanden angequatscht und nach Geld gefragt. In seiner Hand sehe ich die Zeitschrift "Hinz und Kuntz", mit der Aufschrift "2,50 Euro". Ich habe gerade noch im Zeitungsshop geguckt, ob ich mir eine "junge Welt" für die Fahrt mitnehme - also warum nicht den Obdachlosen helfen. Ich gebe ihm 10€, bekomme aber keine Zeitschrift. Er bequatscht mich weiter, bis ich ihm schlussendlich noch 10€ gebe. Im Anschluss beschleicht mich das Gefühl, dass das ein organisierter Scammer war. Denn: 10 Minuten später spricht mich jemand anders mit der selben Masche an. Dieses Mal bekommt er natürlich kein Geld.
Die Fahrt nach Berlin war sehr ruhig. Ich habe anderthalb Folgen der "Kommunisten Kneipe" gehört.
In Berlin angekommen gehe ich erstmal aus dem Bahnhof und finde schnell meinen Weg zum Kanzleramt und Bundestag. Ich mache ein paar Fotos und Videos ehe ich zurück zum Bahnhof laufe. Auf meinem Rückweg laufe ich an einer Fernsehkamera vorbei, die mir besonders auffällt. Der Mann vor der Kamera sagt mehrmals "polska" und "polski" und generell hört sich die Sprache polnisch an. Wenn das nicht das beste Omen für die anstehende Reise ist.
…
Am Gleis 12 warte ich nun auf meinen Zug. Kurz vor geplanter Ankunft fährt ein Flixtrain auf das Gleis. Nachdem alle Gäste ausgestiegen sind, läuft ein Mitarbeiter einmal durch den gesamten Zug, um alle Türen zu schließen. Flixtrains sehen, glaube ich, von Innen gar nicht schlecht aus. Aber das ist wirklich alter Schrott...
Kurz nach geplanter Ankunftszeit meines Zuges gibt es eine Ansage: Der Zug fährt auf Gleis 11 ein - kein Problem, denn das ist das Gleis direkt nebenan.
Als ich in den Zug einsteige bin ich fasziniert: Also der Zug hat automatische Türen und ist damit moderner und luxuriöser als der Flixtrain. Aber es handelt sich hierbei um einen alten Zug, so wie ich ihn aus den Videos von Bald and Bankrupt kenne: Am Rand ein schmaler Gang und dann kleine Abteile mit jeweils 6 Sitzen.
Meinen Platz habe ich schnell gefunden - und bis zum ersten Halt in Polen sollte mein Abteil auch mir allein gehören.
Spannend zu bemerken: In Deutschland waren alle Ansagen im Zug auf Deutsch/Englisch und in Polen auf Polnisch/Englisch. Warum nicht durchgehend beides? Aber ich habe auch das Gefühl, dass sich das Zugpersonal an der Grenze gewechselt hat.
Aber obwohl ich in Frankfurt Polizist:innen am Zug habe vorbeilaufen sehen, gab es keine Passkontrolle.
Als wir den Fluss nach Polen überquert haben gab's dann dennoch Sichtkontakt zur Polizei: Auf polnischer Seite des Flusses stand ein einsames Polizeiauto und hat die Zugbrücke observiert.
Die Zugfahrt ist dann ruhig verlaufen. Mein erster Begleiter ab Polen spricht etwas Deutsch, aber wir haben kaum gesprochen. Der zweite und dritte haben quasi gar nicht gesprochen - kein Englisch, Deutsch oder Polnisch.
Auf meiner Zugfahrt frage ich mich auch, ob es in Polen besser ist, Deutsch zu sprechen oder Englisch.
Mit der Zeit nähern wir uns Warschau - obviously - wobei ich draußen immer wieder Schnee an den Bahnhöfen liegen sehe. Ich stelle fest, dass es in Warschau 3 Haltestellen von meinem Zug gibt und gucke, welche am nähesten am Hostel ist. Obwohl die erste 10 Minuten dichter ist, entscheide ich mich für Warszawa Centralna, in der Hoffnung schneller einen ATM zu finden.
Beim Aussteigen fallen mir die vielen Rechtschreibfehler in der unter anderem deutschen Warntafel im Zug auf.
Der Gang im Bahnhof führt direkt in ein Einkaufszentrum. Ein ATM zwar zu sehen, aber ich hätte lieber eine seriöse Bank. Aber eine offene Bank finde ich nicht mehr. Ich muss also ATMs vor einer Bank, direkt neben dem Hauptbahnhof ausprobieren. Der erste geht gar nicht, wie ich feststelle, nachdem ich 2 Mal versucht habe meine Karte in den Automaten zu stecken. Der nächste funktioniert und ich hebe erstmal nur 200 PLN (50€) ab. Den Beleg vergesse ich mitzunehmen. Ich bin gespannt, was die Exchange Rate war.
Nun ist es Zeit, 35 Minuten zu meinem Hostel zu laufen. Dabei stelle ich auf allen Metern dieses Marschweges fest, wie riesig, modern und urban Warschau ist. Es besteht quasi alles aus Hochhäusern, beschriftet mit Namen von riesigen Konzernen - oftmals Banken. Wegen des starken Nebels kann ich oftmals gar nicht bis zur Spitze gucken.
Im Hostel angekommen funktioniert der Check-In relativ gut.
Auf dem Zimmer begrüße ich meine 2 Zimmer-Genossen. Einer reagiert nicht, mit dem anderen unterhalte ich mich kurz. Danach ist es dann auch an der Zeit etwas zu Essen. Auf der Suche nach einem Zabka laufe ich erstmal wieder in eine ähnliche Richtung, wie da wo ich gerade hergekommen bin. Ich kaufe mir ein Baguette mit Hähnchen, das ich auf meinem Rückweg kalt esse.
Zurück im Hostel geht's dann erstmal unter die Dusche. Danach sehe ich, dass jemand in der HostelWorld-App fragt, ob jemand morgen mit ihm die Weihnachtsmärkte erkunden möchte. Ich schreibe ihn an und dann ist es auch schon Zeit zum Schlafen.
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