Von Warschau nach Danzig in ein etwas gewöhnungsbedürftiges Hostel

 Heute ist es schon so weit: Relocation. Ungeplanterweise nicht nach Krakow, nicht nach Lublin, sondern nach Gdańsk.

Ich stehe rechtzeitig auf, um meinen Zug um 11 Uhr nach Gdańsk zu bekommen. Nachdem ich meine restlichen Sachen gepackt habe und ganz überrascht davon bin, wie gut alles wieder in meinen Rucksack gepasst hat, verlasse ich das Zimmer.

Die Zimmerkarte gebe ich unten an der Rezeption ab und laufe, bevor ich die Metro zum Hauptbahnhof nehme, nochmal zum Zabka, um mir eine Flasche Wasser für die Fahrt zu besorgen.

Am Bahnhof angekommen muss ich noch 30 Minuten auf meinen Zug warten. Mir fällt wieder ein, dass ich ja noch gar keine Sitzplatzreservierung habe. Aus irgendeinem Grund ist der Zug in der DB-App gar nicht eingetragen. Um eine Reservierung mit der Interrail App zu machen, ist es zu spät. Ich versuche noch kurz einen Sitzplatz über die Website der Tschechischen Bahn zu reservieren. Es steht zur Auswahl zum Bezahlen als einzige für mich machbare Option Kreditkarte. Ich versuche, die Daten aus PayPal zu übertragen. Aber während ich die Apps wechsle, um die nächsten Zahlen der Kreditkartennummer einzutragen, stürzt die jeweils andere App immer wieder ab, sodass ich keinen Fortschritt mache.

Ich steige also ohne Fahrkarte in den Zug ein. Ich versuche noch von Außenden Zug einmal abzulaufen, um zu gucken, ob es wieder einen Sitzplatz wie gestern in einem Zugabteil nach "deutschem Stil" gibt. Diesesmal leider sind nur 6er Abteile verfügbar. Ich steige in dem letzten Zugabteil ein. Es sieht sehr nach erster Klasse aus. Deshalb laufe ich noch ein wenig weiter in den dahinterliegenden Wagon. Hier laufe ich 3 Mal auf und ab, um einen möglichst leeren Abteil zu finden. Dort setze ich mich auf einen leeren Platz direkt an der Tür, um möglichst schnell das Abteil zu wechseln, sollte ein anderer Gast diesen Sitz reserviert haben.

Ich bin eigentlich noch ziemlich müde, weil ich nicht ausreichend in der Nacht geschlafen habe. An das Nachholen von Schlaf ist jetzt aber nur schwer zu denken, denn ich bin gespannt, was passiert, wenn ich von der Zugbegleitung kontrolliert werde. Außerdem gucke ich an jeder Haltestelle gespannt auf den Bahnsteig, um zu gucken, ob viele Menschen einsteigen werden und ich um meinen Sitzplatz bangen sollte. Ich habe absolut kein Interesse an der unangenehmen Situation, wenn jemand meinen Sitzplatz haben möchte.

Als die Zugbegleiterin dann in unser Abteil kommt, um uns zu kontrollieren, nutze ich die Gelegenheit und frage, woran man erkennt, ob ein Sitzplatz frei oder reserviert ist. Sie schaut auf ihrem Handy nach. Das ganze dauert etwa eine Minute und bei der Stille frage ich mich, ob sie mich verstanden hat, ob ich noch mal etwas hinterher sagen sollte, oder ob ich einfach still und leise auf eine Antwort warte. Ich entscheide mich für letzteres.
Sie teilt mir im freundlichen Ton mit, dass nach ihren Informationen der Sitzplatz bis nach Gdańsk frei sein sollte. Damit kann ich nun deutlich entspannter weiterreisen.

Auf der Fahrt kommen wir noch an einigen schönen Gegenden vorbei - unter anderem an einem großen See. Über die Landschaft in Polen kann ich mich bisher wirklich nicht beschweren - und auch die Städte und Infrastruktur sind überraschend modern. Ich würde fast sagen, moderner als in Deutschland. Insbesondere wenn man bedenkt, dass ich in Polen noch keinen einzigen Zug mit Verspätung erlebt habe.

In meiner wie immer sehr guten Planung schaue ich mir kurz vor Ankunft in Gdańsk auf Google Maps an, wo mein Hostel sich befindet. Ich bin ganz überrascht: 20 Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt und quasi direkt in der Stadt.

Als ich aus dem Bahnhof hinauslaufe, werde ich erstmal von einer Stadt begrüßt, die zwar nicht so modern ist, wie ich es im ersten Augenblick über Warschau gesagt habe. Heruntergekommen ist die Stadt allerdings auch auf gar keinen Fall.
Auf meinem Weg zum Hostel, welches quasi einfach nur 15-20 Minuten der Haupstraße entlang und dann 2 Minuten in eine kleine Seitengasse hinein liegt, stolpere ich noch über den Weihnachtsmarkt der Stadt. Auch der ist nur 5 Minuten vom Hostel entfernt.

Am Hostel angekommen bin ich erst einmal verwirrt, wo der Eingang ist und laufe um das Gebäude herum. Hinter dem Gebäude, ein paar Treppenstufen hinunter ist eine kleine Glastür. Sieht zwar nicht richtig aus, aber versuchen muss ich es ja mal.
Im Moment wo ich durch die Glastür gehe, kommt mir ein Essenslieferant von drinnen entgegen und hält mir die Tür auf. 

Drinnen angekommen suche ich erst einmal in den schmalen Gängen nach etwas Orientierung ehe ich nach ein paar Sekunden 5 Meter vor mir, wieder ein paar Treppenstufen hinauf, etwas um die Ecke versteckt einen kleinen Schreibtisch; etwas wie eine Rezeption finde.
Ich laufe an 2 Personen vorbei, die gerade Bauarbeiten im Gang verrichten.
Während ich die Treppe hinauflaufe eilt mir einer der Arbeiter hinterher. Es ist ein Mitarbeiter des Hostels und er checkt mich ein.

Ich bekomme, großzügiger als erwartet eine kleine Einführung in das Hostel - Wo ist mein Bett, wo die Toilette, wo mein Schließfach, wo der Gemeinschaftsraum/Küche.

Nach der Einführung lege ich mich anders als geplant erstmal ins Bett und schaue ein paar Instagram Reels. Eigentlich wollte ich direkt wieder los in die Stadt und noch etwas erkunden.

Ich bin erstmal allein im Raum. Nach 1-2 Stunden kommt noch ein zweiter Gast in meinen Raum. Ich fühle mich etwas unwohl, zwischen dem Getummel zu liegen und entscheide mich, jetzt die Flucht zu ergreifen und doch noch etwas, jetzt wo es gerade dunkel geworden ist, die Stadt zu erkunden.
Aber davor gehe ich noch mal auf Toilette. Ich habe bei der Einführung nicht ganz mitbekommen, wo genau die Toilette ist, entdecke aber direkt neben der Eingangstür eine andere Tür mit einem Zettel, auf dem Toilette auf Polnisch steht. Darunter: 4 zl - soll ich etwa in meinem Hostel für die Toilette bezahlen??? Ich gehe einfach so hinein. 3 Waschbecken, ein keiner offener Waschabteil und eine Duschkabine ohne Schloss. Die Tür zur Toilette lässt sich verschließen mit einem Schiebeschloss vom Gartenzaun. Das können ja tolle 3 Nächte werden...

 Als ich wieder herausgehe werde ich überraschenderweise nicht auf die 4 Zloty angesprochen und gehe einfach nach draußen.
Als ich dann kurz darauf wieder beim Weihnachtsmarkt angekommen bin, schlendere ich eine kleine Runde darüber. Was mir besonders ins Auge sticht: Ein Stand, der dick im Hintergrund "Currywurst" stehen hat. Hier muss ich unbedingt noch vor meiner Abreise eine Currywurst probieren.

Einem Ausgang entgegen sehe ich scheinbar kostenlose Toiletten, was mich noch verärgerter über die kostenpflichtigen Toiletten im Hostel macht.
Naja, ich laufe erstmal etwas durch die Altstadt, entdecke einige schöne Ecken, die ich morgen unbedingt bei Tageslicht erkunden möchte. Ich laufe auch an einer Kirche vorbei, in die viele Menschen ein und ausgehen. Ich überlege, ob ich dort hinterherlaufen sollte, bis mir auffällt, dass es sich dabei einfach um eine Touristen-Attraktion handelt, für die Eintritt verlangt wird, damit man das Grab von irgendeinem Dude sehen darf.

Nach etwa einer Stunde mache ich mich wieder auf den Rückweg zu meinem Hostel und möchte meinen Tag so langsam für beendet erklären und eventuell im Bett noch etwas am Laptop schreiben. 

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